Dienstag, 17. Dezember 2013

30) The last bit of New Zealand

Nach einer eher ungemütlichen Fährfahrt von Picton waren wir zurück auf der Nordinsel. Wir waren richtig erleichtert als wir wieder festen Boden unter uns hatten, weil kurz vor unserer Abfahrt eine der drei Fähren des "Interislander" wegen schwerwiegenden technischen Schwierigkeiten aus dem Verkehr gezogen und zum Topthema in den Nachrichten geworden war. Das Vertrauen in die Flotte war zu diesem Zeitpunkt daher auf einem eher niedrigem Level. Der Sturm, 5 Meter hohe Wellen und die Schieflage unserer Fähre trugen dann noch zusätzlich zu eher gedämpfter Stimmung unter den Passagieren bei.

Back in the capital: Eine Maori-Schnitzerei wacht über Wellington
Sattes grün entlang der Whanganui River road
Die Hauptstadt ließen wir dieses Mal relativ schnell hinter uns und bahnten uns den Weg entlang der Ostküste in Richtung Norden. Durch Zufall landeten wir in Whanganui auf einem Campingplatz, der sich zum absoluten Volltreffer entpuppte: Etwa wegen dem guten Preis mit kostenlosen Waschmaschienen obendrein? Oder wegen des Trainingslagers der neuseeländischen Polizei mit kompletter Hundestaffel, das hier gleich nebenan den Abschluss feierte und unseren Campingsplatz zum vermutlich sichersten in ganz Neuseeland machte? Nein, in erster Linie waren es unsere Campingnachbarn Pam und Jeff. Das liebenswerte, ältere Ehepaar hatte vor drei Jahren ihren Hof aufgegeben und sich für's Dauercamping entschieden. Vom Hof übrig geblieben war eine alte Hundedame und sechs Pferde, die nebenan auf einer Weide standen. Und eins von denen durfte Katha am nächsten Morgen ausreiten. Wären wir länger geblieben, hätte sie sogar noch Lektionen im Springreiten bekommen.. alles umsonst versteht sich.

Ein Wunder, dass er Katha dafür nicht abgeworfen hat. Normal trägt er nur rote Baseballmützen.
Auf frischer Tat ertappt: Drei Schafe beim Dealen mit Crystal Meth.
Aber am nächsten Tag wartete schon das berühmte "Tongariro Alpine Crossing" auf uns. Immerwieder wird der 20 Kilometer lange Trek zur besten Eintageswanderung der Welt deklariert. Das musste natürlich zunächst noch von den Zwei Bayern geprüft werden: Da die Parkplätze an den beiden Enden der Alpenquerung bekannt für Autoeinbrüche sind, hatten wir unseren Camper in einer naheliegenden Ortschaft geparkt und einen der vielen Shuttle-Services in Anspruch genommen. Telefonisch vereinbart war, dass wir um 6.30 morgens an der Shell Tankstelle in Turangi abgeholt werden. Das Problem war nur, dass es in Turangi keine Shell Tankstelle gab. Das war dem Betreiber des Shuttle-Services offenbar egal, er nannte die Tankstelle der Marke "Z" einfach "Shell" und ließ sich auch keines besseren belehren als wir bei ihm im Bus saßen. Es versteht sich von selbst, dass die bereits zuvor eingesammelten 7 Passagiere allesamt deutsch waren.

Einer vielen benachbarten Vulkane im Tongariro National Park
Stau vorm Bergklo. Wenn des mal nicht in die Hose geht...
Abgesehen von den Menschenmassen, die sich tagtäglich auf die ca. achtstündige Wanderung begeben, war das Crossing ein absolutes Highlight unseres ganzen Trips. Das Wetter war perfekt und die abwechslungsreiche Vulkanlandschaft mit den schneebedeckten Gipfeln und den blauen Kraterseen waren schwer beeindruckend. Die erste Hälfte der Wanderung war sogar so entspannt, dass ich kurzerhand einen Abstecher auf den Gipfel des aktiven Mt Ngauruhoe machen konnte. Die 600 Höhenmeter, die direkt auf dem steilen Schuttkegel entlang führten, hattens dafür dann so richtig in sich. Die Aussicht zum Glück aber auch!

Ausblick vom Mt Ngauruhoe (2300 m NN, letzter Ausbruch 1977)
Immer mit dabei: Der SV Wacker Burghausen!
Da mein kleiner Abstecher knapp zwei Stunden in Anspruch genommen hatte, wurde die Zeit nach hinten raus etwas knapp und so mussten wir ausgerechnet den letzten der 20 Kilometer noch einen Schlusssprint einlegen, um unseren Shuttle zurück zum Auto nicht zu verpassen. Tatsächlich auf die Minute kamen wir dann noch pünktlich bei unserem Bus an, ordentlich ausgepowert, aber stolz über unsere Leistung und voll mit Glücksgefühlen von dem unvergesslichen Wandertag. Stiftung Zwei Bayern in Sydney Test kann hiermit bestätigen: Das Alpine Crossing im Tongariro Nationalpark ist die weltbeste Tageswanderung. Der Welt.

Nur die Schwerelosigkeit fehlt. Ansonsten waren wir eigentlich auf'm Mond.
Die Emerald Lakes machen ihrem Namen alle Ehre.
Alles Roger in Kambodscha!
Um dem Motto der Superlativen treu zu bleiben, hockten wir uns am nächsten Tag in ein knallgelbes Gummiboot und rutschten, besser gesagt fielen den "höchsten, kommerziell gerafteten Wasserfall der Welt" herunter. Vor den ganzen sieben (!!) Metern freien Fall, die es hier zu bewältigen galt, hatte ich deutlich mehr Bammel als vor dem Canyon Swing mit 60 Metern freiem Fall. Zum Warm-Up ging's mal vorwärts und mal rückwärts schon beträchtliche Stromschnellen runter. Vor dem großen 7m Drop verengte sich die Schlucht fast bis auf Bootsbreite, das Kommando unseres Guide lautete "Down" (also so tief wie möglich im Boot vergraben, Paddel festhalten und beten) und als ich noch rufen wollte "Ähm Moment, ich hab's mir anders überlegt ich möchte doch lieber ausstei...whooooooooooooooaaarg!" waren wir auch schon unten. Das Boot ist samt Besatzung komplett eingeklappt und untergetaucht, wie durch ein Wunder aber nicht umgekippt. Zu unserer großen Verwunderung hatte sich keiner den Kopf zermascht, keiner das Genick gebrochen und niemand hatte innere Blutungen! Nein, alle waren wohlauf und bester Laune: "We made it!!!"

Check
Die weltweit größte Abzocke der Welt fanden wir in "Hobbiton": Auf dem original Drehort hat man hier das Filmset von Herr der Ringe rekonstruiert. Die Originalkulisse musste aus urheberrechtlichen Gründen komplett zerstört werden. Die niedlichen Hobbitwohnungen von Frodo und Co. bestehen hier daher nur noch aus Holztafeln, die vor die grünen Hügel auf einer privaten Farm platziert wurden. Ursprünglich eines unserer "Must-Do's" unserer Neuseelandreise (zugegebenermaßen vor unserer Reise auch so ziemlich das einzige was ich von Neuseeland kannte...), kamen uns 80 Dollar für eine einstündige Tour um die Holzfassaden dann doch etwas übertrieben vor.Hätte Gandalf das so gewollt?
Achja: Die Busse fahren übrigens halbstündlich, erste Tour um 9 Uhr morgens, letzte um 18 Uhr abends, die Busse fassen 50 Personen. Liebe Kinder, wieviel Umsatz macht dann dieses mit Sicherheit nicht gewinnorientiertes Unternehmen pro Tag? Wer's errät darf den Reingewinn behalten!
P.S.: Eine ausreichend große Menge zahlungsfreudiger Hardcore Frodos kann als gegeben angenommen werden.

Genau die 80 Dollar pro Nase wollten wir dann am nächsten Tag mit einem einfachen Klick für unser australisches Online-Touristen Visum investieren. Ganz so einfach war's dann nicht: Es war der Beginn einer verrückten Schnitzeljagd und ernsthaften Zweifeln ob unser geplanter Australientrip wirklich mit uns stattfinden würde. Das Problem war, dass mein erloschenes Arbeitsvisum "noch nicht aus dem System genommen" war und daher kein Touristenvisum ausgestellt werden konnte - und sich natürlich keiner zuständig fühlte. Nach zig langen Emails, mehreren nervenaufreibenden Telefonaten und einer 500 Kilometer langen "Schneiderfahrt" nach Auckland und zurück, hatten wir drei Tage vor Abflug noch unser Visum bekommen.

Grade nochmal Schwein gehabt!
Das Nordkap
Traumstrand an der Whangmu Bay
Beruhigt konnten wir dann noch unsere letzten Tage am nördlichen Zipfel Neuseelands ausklingen lassen. Neben entspannten Stunden an erstklassigen Strandcampingplätzen war bei einer Runde Dünensurfen und einer Art Windsurfen auf dem trockenen (Blo-Karting) nochmal die letzte Portion Action in Neuseeland angesagt.

Auf dem Bodyboard geht's die Düne runter
Blokart fahren machte soviel Spass, dass ich eine Stunde lange am Dauerlachen war.
Wir hatten sieben wundervolle Wochen und konnten uns damit den lang gehegten Traum, mit dem Camper quer durch Neuseeland zu heizen, erfüllen. Am Ende hat uns das "Heizen" so gut gefallen, dass wir über 9000 Kilometer auf unseren Ernie gefahren hatten und sogar unser Vermieter schwer beeindruckt war.

Hundertwasser lebte viele Jahre in Neuseeland und alles was er hinterließ war dieses öffentliche WC
Frodo?
Der zweitgrößte Kauri Baum der Welt. 16.4 m Durchmesser, vermutlich 2000 Jahre alt...
Das Wetter war allgemein extrem wechselhaft, aber alles in allem hatten wir vermutlich Glück und vergleichsweise gutes Wetter. Mindestens so abwechslungsreich wie das Wetter war die Landschaft: Viele sagen ja, dass in Neuseeland ein kleiner Teil von jedem Teil der Erde steckt: Das können wir jetzt bestätigen! Aber Bayern ist halt einfach schöner. Und deswegen geht's jetzt erstmal zurück nach Australien in den wilden Westen!

Bis dann, stay tuned!

1 Kommentar:

  1. Viele haben von Problemen bei der Kommentarfunktion berichtet. Vielleicht gibt's das Problem nur wenn man den Blog auf dem Smartphone ansieht?

    Hier funktioniert's jedenfalls, wenn man in dem Feld "Kommentar schreiben als" die Option "Name/URL" wählt und dann einen beliebigen Namen eingibt!

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