Dienstag, 11. Februar 2014

33) The Great Australian Road Trip - Part III - Broome to Coral Bay

Bevor wir aus Broome tatsächlich auslaufen konnten, warteten noch Stunden des Bangens auf uns: Ein seltsames Geräusch an Freitags Hinterteil hatte uns zu einem Werkstattbesuch hinreissen lassen. Der Mechaniker hatte eine gute und zwei schlechte Nachrichten für uns: Das Geräusch würde vermutlich vom Ende des Auspuffs kommen und wäre unbedenklich. Allerdings hätten wir ein bedenkliches Ölleck an der Antriebswelle, das bereits auf kurze Sicht das Aus für unseren geliebten Camper bedeuten könnte. Er könne den Schaden zwar relativ günstig beheben, das aber erst nach Weihnachten (und das war noch knapp eine Woche des Wartens für uns). Also klapperten wir verzweifelt einige der Werkstätten in Broome ab um eine zweite Meinung einzuholen. Doch keiner hatte mehr einen Termin vor Weihnachten für uns übrig... Doch dann stand hinter dem Schalter der BP Tankstelle plötzlich David Hasselhoff vor uns. Naja wir nannten ihn zumindest so, weil er Michael Knight bzw. Mitch verblüffend ähnlich sah. Mit der gewohnt coolen Ausstrahlung versprach uns David gleich am nächsten morgen einen genaueren Blick auf Freitags Getriebe zu werfen (gleich nachdem er mit Kit ausreiten war) und uns je nachdem grünes oder rotes Licht für die Weiterfahrt geben würde. Gebannt erwarteten wir die Ergebnisse und bekammen nach ordentlichem Auffüllen der Öllager tatsächlich grünes Licht!! An dieser Stelle vielen Dank an die gesamte Phoenix Foundation* in Broome! Es kann weitergehen!!!

Broome Broome Broome - I want you in my room (Cable Beach)
G'day. Everythin' alright with ya car, mate?
Die Mechaniker hatten einen großartigen Job erledigt und so erreichten wir ohne Probleme den 80-Mile Beach - offiziell Australiens längsten Strand. Zudem ein Strand mit extremer Ebbe und Flut (über acht Meter Unterschied) und einer ausdehnten Schildkröten-Population. Und oberdrein waren wir zur genau richtigen Zeit gekommen und wir konnten die Riesenschildkröten nachts bei der "Mission Eierlegen" beobachten. Das ganze sieht furchtbar mühsam aus und dauert in etwa eine Stunde: Aus der Welle an den Strand surfen, die ca. 50 Meter Sandstrand hochschuften, buddeln was das Zeug hält, leicht über hundert Eier auspressen, Loch zuschaufeln und den ganzen Weg wieder zurück. Ein ganz besonderes Erlebnis da dabei zu sein!

Mmhm ja... warum nich?
Hawkesbill Schildkröte kräftig am buddeln - Unsere Mädls beim entspannen
Unser Haus am Meer... Naja wenigstens für 2 Nächte.
Nach dem Motto "mittendrin statt nur dabei" schlugen wir beide unser Zelt für zwei Nächte direkt am Strand auf (natürlich so, dass wir keine Schildis behindern konnten) und ließen uns vom Meeresrauschen unterm sternschnuppengesäumten Himmel in den Schlaf wiegen. Die 2 Kilo Sand die durch den Wind am nächsten Morgen in unserem Zelt lagen nahmen wir dafür gerne in Kauf.

On the road again - auf dem Weg zur Bescherung!
Endlich ein Meer in dem man auch baden kann! Welcome to Point Samson Beach (Ball wurde gefangen)
Ja is denn heid scho Weihnachten? Nein, aber bald. Dafür nix wie auf nach Point Samson bei Karratha,  wo wir vier Tage um Weihnachten verbringen wollten. Und tatsächlich gab's dort ein Meer in dem man auch tatsächlich schwimmen konnte! Verständlicherweise führten wir uns auf wie kleine Kinder als wir das erste Mal wieder plantschen konnten! Prompt beschlossen wir abends auch unseren ersten offiziellen Angelversuch zu starten. Das sollte sich als großer Fehler herausstellen - am Ende stand es 2:0 für die Fische. Was war passiert? Naja, scharfes Riff, Brandung und nur Flip Flops an den Füßen sind eben keine günstiges Kombination. So erwischte es erst Dirk mit tiefen Schnittwunden am Fuss, keine fünf Minuten später dann mich vergleichsweise harmlos an der Hand. DIe Blutspuren die zurück zum Campingplatz führten kann man vermutlich heute noch sehen. Zum Glück hatten wir mit Anna eine leidenschaftliche Krankenschwester dabei, die uns im Lazarett professionell versorgen konnte.

Gleichzeitig mit uns war die ausserordentliche Hitzewelle in Karratha eingetroffen. Ohne jeglichen Bewuchs auf dem Campground brieten wir bereits um 7 Uhr morgens. Den einzigen richtigen Schatten gabs in der Camping-Küche, allerdings auch nur bis ca. 10 Uhr morgens, dann wurde es auch dort zu heiß. Aber zum Glück gab's ja das Meer direkt vor unserer Nase. Nach typisch australischer Manier wurde der heilige Abend also bewaffnet mit Dosenbier hauptsächlich am Strand verbracht und abends gab's das obligatorsche BBQ. Um einen Hauch Heimatgefühl zu uns zu bringen hatten wir zu den Steaks hervorragende, selbstgemachte Semmelknödel aus dem Hause Katha.

Knödel und Bier, das rate ich dir!
Endlich essen! Mei war des guad...
Vielleicht war es Mitleid mit Dirk's Fussleiden, unser Saunadasein auf dem blanken Campingplatz oder einfach nur "The Spirit of Christmas": Jedenfalls kamen am ersten Weihnachtsfeiertag (der wichtigste Weihnachtsfeiertag bei den Aussis) die Managerin und ihre beiden Töchter zu uns, wünschten uns frohe Weihnachten und überreichten uns die Schlüssel zu unserer Deluxe Cabin! Zwei Nächte quasi im Haus, mit RICHTIGEN BETTEN (!) und A I R C O N (!!). Ein Geschenk das wir wohl nie vergessen werden, Gegenwert war über 500 Dollar! Wir hoffen, dass die Anlage von dem Cyclon der nur wenige Tage später über die Region gefegt ist, verschont worden ist!

Unsere Cabin
Unser Frühstücksei
Vom angenehmen Klima der zwei Tage in unserer Cabin komplett verwöhnt, wurden in der darauffolgenden Nacht von Mutter Natur nochmal so richtig geohrfeigt. Eigentlich dachten wir, dass wir das Outback und die Hitze nun endlich hinter uns gelassen hatten, als wir uns auf den Weg von Karratha nach Exmouth machten. Der notwenige Zwischenstop am Nanutarra Roadhouse hatte es aber nochmals so richtig in sich: 48 Grad tagsüber, 38 Grad in der Nacht (!).. das etwa 40 Grad warme Wasser in den Duschen half da auch nicht wirklich zum Abkühlen, auch wenn man über die Nacht verteilt gleich dreimal davon gebraucht macht. Handtuch war nicht erforderlich, nach den 50 Metern von der Dusche zum Zelt war man komplett trocken bzw. schon wieder mit ersten Schweißtropfen bedeckt. Wie wir erst wenige Tage später erfuhren, hatten wir uns ausgerechnet den heißesten Ort Australiens für unser Lager ausgesucht...

Vielleicht wäre's komfortabler gewesen wenn wir diese komischen Stangen ins Zelt eingebaut hätten?
Der entspannte Teil unseres Australientrips mit Freitag ging dann tatsächlich so richtig in der Gegend um Exmouth los. Wir hatten im Vorlauf sehr viel Postives darüber gehört, dementsprechend hoch waren die Erwartungen. Und diese wurde tatsächlich noch von unseren Eindrücken getoppt! Fast eine Woche hangelten wir uns während der Tage vor und nach Silvester von Campingsplatz zu Campingplatz im Cape Range Nationalpark. Dort findet man teilweise recht wilde Traumstrände, weißen Sand und Schnorchelgebiete, von denen man sogar nach drei Wochen auf den Fijis noch mehr als begeistert ist! Meiner Meinung nach übertrifft das Ningaloo Reef, das man hier bestaunen kann sogar das Great Barrier Reef, das seine besten Jahren wohl (leider) schon hinter sich hat. Von Schildkröten über riesen Rochen bis hin zu verschiedenen Haien bekamen wir hier in unzähligen Schnorchelstunden so ziemlich alles zu sehen. Einen Schocker unter Wasser gab's zum krönenden Abschluss beim Schnorcheln an unserem Lieblingsspot, den "Oyster Stacks" dann auch noch.Relativ weit von uns entfernt konnnten wir deutlich die Umrisse eines etwa drei Meter langen Hais erkennen. Das war deutlich zu groß für einen (harmlosen) Riffhai und daher ging's schnurstracks zurück ans Ufer. Einer der Parkranger, dem wir die Geschichte anschließend erzählten meinte nur, dass das vermutlich ein Tigerhai gewesen wäre, davon gäbe es hier tausende. Ein Tigerhai. Und wir mittendrin statt nur dabei, na Prost Mahlzeit und ein herzliches Dankeschön nach oben, dass sich der Tigerhai nicht die Bohne für uns interessiert hatte.

Tigerhai? Ach ne, is nur Katha.
Baby-Roo am Traumstrand. Was gibt's schöneres?
Hey wartet auf mich!
Obendrauf bekamen wir im Cape Range National Park noch eine hochgifitge "Brown Snake" zu Gesicht. Die verkroch sich mal eben in ihrem Loch mitten auf einem Gehweg und war übrigens die erste (lebendige) Schlange, die ich je in freier Wildbahn in Australien gesehen hatte. Achja, und dann saß da auch noch eine "Redback Spider" in einer der Toiletten auf einem der Campingplätze - der Inbegriff für gifitge Tiere in Australien, in 18 Monaten Down Under nie gesehen. In kürzester Zeit kamen wir in einer der schönsten Gegenden des Kontinents auf Tuchfühlung mit einigen seiner gefährlichsten Tiere. Ein passenderes Sinnbild für Australien gibt's eigentlich nicht!

Auch in Australien geht die Sonne jeden Tag unter!
Schnorcheln in der Torquoise Bay. Unbezahlbar?
Für den Silvesterabend buchten wir eine Nacht in der Zivilisation auf dem Campingplatz in Exmouth. Richtige Duschen können nach drei Tagen Meereswäsche mal ganz gut tun! Den Jahresausklang feiert wir bei ofenfrischer Pizza beim Italiener, einem Brilliantfeuerwerk nach australischer Manier (mindestens 30 Minuten und bereits um 9 Uhr abends) und einem feuchtfröhlichem Finale im einzigen Pub. Dem Kater konterten wir mit einem gekonnten Frühstück. Schlecht wurde es uns dann am Abend aber nochmal allen, als es beim Kochen nach menschlichen Fäkalien aus dem Bus roch. Wir warfen uns gegenseitige prüfende Blicke zu, schmipften zwischendurch inbrünstig auf die Campingtoiletten unserer Nachbarn, bevor wir beinahe schon erbrechend feststellen mussten, dass die abgelaufene Sahne in unserem Essen für den allgegenwätigen Scheissegeruch verantwortlich war. Naja, so gab's dann halt Chips zum Abendessen. :-)

Unser kleines Camp. Man glaubt ja gar nicht, dass hier Fäkalien zubereitet wurden
Etwas mehr Privatspähre gefällig? EIn Campingsplatz mit Traumstrand nur für uns.
Etwas wehmütig verließen wir die Gegend um Exmouth schließlich und fragten uns, wie und wo die Erlebnisse dieser Tage auf dem Weg nach Perth wohl noch getoppt werden könnten.

Die Schnorchelgründe unseres nächsten Stops in Coral Bay konnten zwar mit denen in Exmouth nicht mithalten, allerdings konnten wir dort die offene Fisch-Rechnung begleichen. Zum ersten Mal mit richtigen Köder (Tintenfisch) und Badeschuhen ausgesattet machten sich die Männer nochmal ans Angeln. Tatsächlich haben wir an einem Abend auch gleich vier rausgezogen, ohne dass sich einer von größere Verletzungen zugezogen hatte! Leider waren drei daven zu klein, und die Maori Wrasse die ausreichend groß und angeblich köstlich im Geschmack gewesen wäre, war einfach so schön. So wurde auch der bunte Korallenfisch wieder freigelassen und wir warfen ein paar Steaks auf's BBQ.

Free Willy wurde wieder in die Freiheit entlassen
Die Möven hätte man mit dem Tintenfisch auch gut angeln können...

* zur Erklärung für Katha: Das war/ist der Arbeitgeber von Michael Knight und Kit!