Donnerstag, 29. Mai 2014

35) The Great Australian Road Trip - Part V - Shark Bay to Perth

Schweren Herzens verließen wir die Delfine von Monkey Mia. Nach zwei Nächten auf dem eher vollen Campingplatz freuten wir uns aber auch schon wieder auf eine ruhige Nacht in völliger Abgeschiedenheit. An der wildromantischen Eagle Hawk Bay waren wir dann tatsächlich mutterseelenallein. Auf dem Weg dorthin kommt man an mehreren Aussichtspunkten vorbei, wo man an guten Tagen Seekühe, Haie und Co. beobachten kann. Bei uns waren es "nur" ein Seeadler, Meeresschildkröten und einige Rochen.

In der Eagly Hawk Bay bekommt man was versprochen wird.
Wer findet unser rollendes Zuhause?
Ja und auch hier geht die Sonne irgendwann unter!
Nach einer ruhigen Nacht unter sternenklarem Himmel ging's zunächst entspannt weiter in Richtung Shelly Beach. Wiederum ein Ort der seinem Namen alle Ehre macht: Der Strand besteht aus abermillionen strahlendweißen, winzigkleinen Muscheln. Zudem ist das Wasser hier sehr flach, wodurch die Salzkonzentration deutlich erhöht ist. Dadurch findet man hier besondere Meerestiere und kann sich im Wasser so richtig treiben lassen ohne unterzugehen. Besonders beliebt ist der Strand bei "Shovelnose-Rays". Nachdem ich innerhalb von 10 Minuten mehr als 20 von den dinosaurierähnlichen Rochen entdeckt hatte, hab ich aufgehört zu zählen. Die bis zu 1,50 m langen Rochen graben sich bis auf die Rückenflossen in den Sand ein und schrecken ruckartig auf wenn man ihnen zu nahe kommt.

Warmes, klares Wasser
Brontosaurus aka Shovelnose Ray
Shovelnose und Dirk im Chill-Duell. P.S.: Der Rochen schläft  zwischen N und D.
Marius, Sie sind raus. Wieso das denn??!
Nachdem es schon vor Mittag trotz Wasser und unserer treuen Strandmuschel einfach zu heiß wurde, beschlossen wir, uns auf den Weg zu unserem heutigen Etappenziel zu machen. Leider mussten wir feststellen, dass unser Freitag in der Zwischenzeit immernoch keine Air-Condition eingebaut hatte und einer der heißesten Tage überhaupt vor uns lag...
Bereits nach 50 km gaben wir auf und suchten Erfrischung im nächstbesten Roadhouse. Leider war es an dem Tag so unfassbar heiß, dass sogar die Aircon im Roadhouse mit 36 Grad weit über ihren Grenzen war. Bei offiziellen 47 Grad half nur noch Eis essen und dahinsiechen. An dem Tag konnte man sogar erste Schweißperlen auf der ein oder anderen Stirm der waschechten, australischen Truckers erkennen. Das machte uns dann doch etwas nervös..
Also zurück auf die Strasse - mit der Mission das nächste Roadhouse, das nächste Eis, eine funktionierende Aircon zu finden. Und tatsächlich! Nach gefühlten 8 Liter verlorenem Schweiß waren wir schließlich im wahren Roadhouse-Eldorado angekommen! War es nur eine Fata Morgana? Nein, wir hatten es tatsächlich bis zum Billabong Roadhouse geschafft: Eine Air-Con, die selbst die Gefrierräume von McDonaldls wie eine Sauna aussehen lassen, eine eigene Bibliothek zum Zeitvertreib, eine riesige Fotowand mit Tattoobildern zum Nachmachen, ein kostenloser (!) Massagestuhl (!!) und zur Krönung: Für die Mädls billiger NAGELLACK von schlechtester Qualität!!! Was will man mehr?

Bilder sagen oft mehr als Worte.
Ein ganz normaler Weltuntergang im australischen Outback.
Die Hitzewelle blieb nicht ohne Folgen. Nach heftigen Gewittern suchten wir uns ein einfaches Nachtlager entlang des Highways. Wegen des heftigen Sturms gab's Abendessen mit Sauna-Feeling im Bus, schlafen konnten wir aber zum Glück dann im Zelt.

Früh morgens gings dann bei gemäßtigem Klima weiter Richtung Kalibarri, wo wir wieder zwei Nächte in der Zivilisation verbrachten. Schatten, Duschen und Supermärkte betrachtet man bereits nach zwei Tagen ohne als Luxusartikel! Achja, nach Kalibarri kommen übrigens seit über 50 Jahren auch jeden morgen Pelikane an den Strand und lassen sich von Freiwilligen mit stinkendem Fisch füttern. Das wollten sich unsere Nasen natürlich nicht entgehen lassen.

Wieviele Möven hier wohl schon verschluckt wurden?
Etwas südlich von Kalibarri findet man merkwürde rosarote Salzseen
Nur einen Katzensprung weiter südlich kommt man an einem wahren Geheimtipp für Windsurfer vorbei: Coronation Beach! Auf dem idyllischen Campingplatz direkt am Wasser trifft sich die Weltelite der Windsurf-Szene, wie wir dort durch Zufall erfahren durften. Einer der vermutlich über 50 aktiven Windsurfer war gerade dabei seinem Sohn einen Front-Loop beizubringen und erzählt mir so nebenbei, dass am Nachmittag noch Philipp Köster auf eine kurze Session vorbeikommen würde.

Philipp Köster in Action
Another Superstar zeigt seine Freestyle-Künste (5m vom Ufer entfernt)
Zur Erklärung zwischendurch:

- Ich selbst bin seit mehr als 15 Jahren begeisteter Windsurfer
- Einen Frontloop (Vorwärtssalto) betrachte ich als Selbstmord und werde diesen vermutlich nie in meinem kostbaren Leben probieren
- Philipp Köster ist DAS deutsche, wenn nicht weltweite Windsurftalent. Er arbeitet daran in einem Sprung gleich drei dieser Saltos zu überleben und hält mit 18 Metern aktuell den Weltrekord im Windsurfhochsprung...

Ja, und dann kommt der Herr Köster tatsächlich in die Bucht von Coronation Beach, macht ein paar kleine Sprünge von "nur" ca. 10 Metern und erzählt mir anschließend ein wenig aus dem Leben eines Profi-Surfers. Naja, wie das halt so ist hier in Coronation Beach! ;-)

Hang loose mit Philipp Köster
Während meinem Meet&Greet mit dem vielleicht größten Windsurfer der Welt, durfte Katha mit dem vielleicht größten Hund der Welt Hände schütteln.
Jetzt hatte ich natürlich Blut geleckt und konnte es kaum mehr erwarten, nach Lancellin bei Perth zu kommen. Das ist tatsächlich der einzige Ort in Westaustralien, wo man am Strand Surf-Equipment ausleihen kann. Unterwegs noch schnell eine der größten Sanddünen der Welt und die Pinnacles (phallusartige Sandsteinformationen) mitgenommen und schon waren wir in Lancellin.

Die Vier mit den Sandstein-Phalli
Die Pinnacles
Tatsächlich gibt es auch hier starken Wind und einen Campingplatz direkt am Surfverleih. Könnte es besser sein?
Durchaus: Das Dorf stellt sich als Ort der unsympathischen Vollidioten heraus.
Werner, der Schweizer, dem der Surfverleih gehört, erklärt mir unfreundlich ich solle am nächsten Tag kommen und hoffen, dass dann noch Material da ist, Stammkunden gehen natürlich vor. Obwohl der Campingplatz nur halbvoll ist, gibt uns der Besitzer trotz mehrmaligem Bitten keinen Stellplatz. Auf der Suche nach einem zweiten Spot landen wir bei der Tourist-Info, wo uns ein älterer Herr verkündet, dass er sich hier auch nicht so gut auskennt, aber prinzipiell jeder hier ein Arsch ist. Nach eigener Recherche finden wir den zweiten Campingplatz, der sich als völlig überteuert, aber dennoch mehr als abgeranzt raustellt. Wir waren kurz davor einfach wieder zu fahren...

Endlich wieder selber aufm Brett!
Surfin dolphins rock!
Doch dann hatte Dirk einen Geistesblitz.Was wenn der Campingplatzbesitzer einfach nur eine Abneigung gegen Frauen hatte? Beim ersten Mal hatte Katha angefragt  - dieses Mal schickten wir Dirk vor. Und Simsalabim: Das Tor zum Campingplatz öffnete sich. Einfach unglaublich...
Die zwei Tage waren schließlich doch noch ein voller Erfolg und ließen uns den anfänglichen Ärger vergessen. Ich hatte zwei windreiche Tage, konnte zum ersten Mal überhaupt neben einem Delfin surfen und hatte immerhin nur einmal einen gebrochenen Mastfuß (für den Kenner: natürlich weit vom Ufer. Für den Laien: Ach du scheiße!). Ich hoffe den anderen hat's auch gefallen. :-)
Achja, und beim Schnorcheln tauchte auch einmal ein kleiner Seelöwe neben uns auf!

Take it easy mate!
Wie hier gibt's Schokolade umsonst?
 Unsere gemeinsame Zeit mit Bus Freitag näherte sich langsam dem Ende. Auf dem Weg nach Perth nahmen wir noch einen Park mit, wo man unter anderem Koalas bewundern kann (obwohl die in Westaustralien eigentlich nicht heimisch sind). Bevor es tatsächlich nach Perth in die Stadt ging verbrachten wir noch zwei Nächte im fruchtbaren Swan Valley. Nach all der Zeit der Entbehrungen in den eher trockenen Teilen Australiens waren all die Weinproben, Käsereien und Schokofabriken eine mehr als willkommene Abwechslung! Außerdem bekamen wir dort nach Wochen mit einem riesen Riss im Glas eine neue Windschutzscheibe für Freitag (Freihaus, dank unserer Zusatzversicherung) und ich konnte mein geliebtes Surfbrett für einen angemessenen Preis weiterverkaufen.

Ein Einkaufstag im Garten Eden Westaustraliens macht hungrige Camper glücklich
Einer der zahlreichen Parks in Perth City
Zu guter Letzt checkten wir zusammen noch für zwei Nächte auf einem Campingplatz in Freemantle bei Perth ein. Freemantle ist quasi das Bondi von Perth - einer der angesagtesten Vororte eben. Genau der richtige Ort um zusammen Kathas Geburtstag zu feiern! Ganz nach Katha's Geschmack stand am 23. Januar jede Menge Action auf dem Programm. Los ging's mit einer runde Air-Hockey (mit Mulitball!), anschließend zum Beer-Tasting (mit Chilli-Bier!) und dann zum Laser-Tag (wo wir von kleinen 10-jährigen alle 30 Sekunden abgeknallt wurden). Abgerundet wurde der Abend durch eine Bowling-Session und einer unglaublich leckeren Pizza. Katha, was will man mehr?

Eine Australia-Day Torte als Geburtstagskuchen.
Cheers und Happy Birthday Katha!
Am nächsten Morgen war es dann tatsächlich soweit: Der Tag, an dem wir uns von Anna, Dirk und Freitag verabschieden würden! Für die drei ging es schnurstracks Richtung Adelaide, während Katha und ich noch drei Wochen rund um Perth zu vertrödeln hatten. Aber dazu mehr beim nächsten Mal.

Bye Bye Anna, Dirk und Freitag!
Wir möchten uns bei Anna und Dirk für die gemeinsamen, aufregenden drei Monate in Australien bedanken und wünschen den beiden viel Glück auf Ihrer weiteren Reise (davon hatten sie den Geschichten zufolge Gott sei Dank schon so einiges!). Wir werden die Abenteuer mit Freitag ganz bestimmt nie vergessen!

Stay tuned - es gibt noch soooo viel zu erzählen. :-)

Marius