Sonntag, 15. Dezember 2013

29) The west coast and a lot of rain

Im Fjordland um Milford Sound fallen durchschnittlich im Jahr 8 Meter Regen! 8 Meter... ca. 2 Meter davon haben wir in den drei Tagen als wir dort unterwegs waren abbekommen. Zumindest fühlte es sich so nach drei Tagen ununterbrochenem Regen an. Ungemütlich wurde es dann langsam, als es anfing auf 300 Meter über Null runterzuschneien! Da unser Van Fußbodenheizung, Lagerfeuerstelle und Sauna serienmäßig leider nicht eingebaut hatte, schliefen wir im Schlafsack in voller Montur und klatschten zusätzlich Isomatten an die Fensterscheiben. Ja es war nasskalt und nicht das beste Wetter um an der frischen Luft zu kochen und für mehrere Tage keine warme Dusche zu bekommen..

Es war schwierig bei diesen Aussichten den "besten" Tag ausfindig zu machen
Dank des vielen Regens gibt's hier wahrhaftige Märchenwälder!
Aber wenigstens waren wir gewarnt worden und hatten uns mit großem Glück noch das letzte Paar der obligatorischen Schneeketten ausgeliehen. Das Wetter war so schlecht, dass die ebenfalls obligatorische idylische Schifffahrt eher dem Höllenritt in einem Orkansimulator glich. Als der sinnflutartige Regen von massiven Sturmböen kurzzeitig verblasen wurde, konnte man sogar für zehn Minuten auf's Deck gehen und die Idylle genießen. Das Panorama und die Aussicht auf die angeblich vorhandenen Bergsmassive, die direkt aus dem Meer in die Höhe ragen, waren wegen der auf ca. 50 Meter Höhe hängenden dichten Wolkenschicht leicht eingeschränkt. Das war aber eigentlich egal, denn die besagten Sturmböen erlaubten das Öffnen der Augen kaum. Aber der Kaffee unter Deck war exzellent! Achja, und die ca. 437 Wasserfälle die von den blanken Felswänden kamen, hatten auch ausreichend Wasser. Glaub ich zumindest. ;-)

Milford Sound in Action
Der freche Kea, eine Papageiart die sich auf alpines Gelände spezialisiert hat und nur in Neuseeland zu finden ist, lässt sich von dem Wetter in Milford Sound keineswegs beirren. Vielleicht hat ihn das Wetter aber auch einfach komplett irre gemacht: Auf dem Parkplatz zu einem Spaziergang (bei strömendem Regen) wurden wir jedenfalls von einem dieser Keas gestalkt. Mit seinem spitzen Schnabel macht er sich an sämtlichen Gummiteilen an und in unserem Van zu schaffen. Seinen Augen konnte man den teuflischen Plan entnehmen, erst unser Auto zu klauen, uns anschließend damit zu überfahren und dann unsere Augen mit seinem spitzen Schnabel zu zerhaken. Unser umfangreiches Videomaterial wäre ausreichend für drei erstklassige Horrorfilme.

Na ihr Erdlinge, wo habt ihr euer Bier versteckt?
Es fehlten halt einfach nur die Skibrille und Snowboard... Key Summit in Neuseelands Frühling.
Zum krönenden Abschluss unseres entspannten Besuchs in Neuseelands beliebtesten Naturparadies wurde ich bei der zweistündige Wanderung auf den Key Summit von einem Schneesturm überrascht und wäre fast verloren gegangen. Die Zeit war gekommen in eine andere Klimazone zu wechseln, schließlich stand in Neuseeland der Sommeranfang vor der Türe. Und der zeigte sich in der selbsternannten Welthauptstadt des Adrenalins "Queenstown" wortwörtlich von seiner Sonnenseite. Dort wartete ein Sprung in der weltgrößten Canyon-Schaukel auf mich. In der Stadt der Superlativen machen sich vermutlich pro Tag auch die höchste Anzahl an Menschen in die Hosen. Youtube Videos zufolge ist das gerade bei der Giant Canyon Swing ein bekanntes Phänomen. Passend wird hier das "Anspruchslevel" der zur Wahl stehenden Sprungart in vollen Unterhosen ausgedrückt. Respektvoll wählte ich also mit "Forward" einen Sprung mit nur 3 von 5 möglichen vollen Hosen. Da Sprung war so genial und die Hosen zum Glück nicht voll waren, musste ich gleich noch einen drauflegen. Diesmal kopfüber montiert und mit 5 von 5 als "anspruchvollster" Sprung eingestuft. Auch hier blieben die Hosen trocken. Katha musste mich schließlich von der Anlage zerren, sonst wäre ich vermutlich heute noch dort. Das ganze lässt sich eigentlich nur so beschreiben: 60 Meter freier Fall, dabei lässt man einen tiefen Urschrei los der nach zunehmender Beschleunigung plötzlich verstummt, bis man schließlich in der eigentlichen Schaukelphase 300 Meter nach vorne in Richtung Schluchtwand durchschwingt. Und seine Unterhose checkt...

Wortwörtlich keine Spur von Angst (in der Unterhose) - wie man deutlich erkennen kann.
Um vom Adrenalinpegel wieder ein wenig runterzukommen gingen wir eine Runde Sommerrodeln. Auf dem Landweg zu unserem Campingplatz "parkten" wir das Auto dann noch in einer großen, mit Schlamm, Schaf- und Kuhdung gefüllten Pfütze...
Am Ende hatten wir das Auto wieder frei. Als Kollateralschäden hatten wir allerdings ein nun braunes Auto und eine intensiv gesprenkelte Katha zu verzeichnen... Zu meiner Entschuldigung: a) Ich hatte das Auto nicht versenkt. b) Ich konnte nicht aussteigen und schieben, weil mich dort verrückte Vögel töten wollten. c) Ich hab das Gaspedal ja nur ganz leicht angetippt...
P.S.: Katha riecht mittlerweile wieder gut und die Tankstelle, an der wir unser Auto geputzt haben, hat auch schon wieder offen!

Zum Glück wurden noch keine digitalen Geruchsaufnahmen erfunden.
So lässt sich's campen!
Mit einem Zwischenstop auf einem tollen Campingplatz in Wanaka, wo wir uns im Whirlpool und unsere Kleidung in der Waschmaschine verwöhnten, ging's ab zu den berühmten Gletschern mit den Namen "Fox" und "Franz Joseph". Die dramatische Kulisse um das ewige Eis ist einzigartig, da die Gletscher über sehr steile Hänge fließen und bis 300 Meter über Null herunterreichen. Die Gletscher fließen hier wortwörtlich und man kann ihnen bei bis zu 5 Metern Vorwärtsbewegung pro Tag (!) fast dabei zusehen. Mit einen besonderen Ausblick auf den Franz wird man bei einer anspruchsvollen achtstündigen Bergwanderung belohnt. Beim Morgengrauen ging's also die über 1000 Höhenmeter rauf in Richtung Gipfel. Die brilliante Aussicht bei bestem Wetter entschädigte hier defintiv jeden Schweißtropfen. Eine kostenlose Flugshow gab's auch noch, als am Gipfel einer der etlichen Touristenhelikopter mit nur ca. 2 Metern Abstand über unsere Köpfe schoss...

Der Ausblick vom Mt Iron in Wanaka

Ausblick auf den Franz auf halbem Weg
Und geschafft. Kurz nach dem Foto wurden die dunklen Wolken unangenehm
Ansonsten gab's an der Westküste der Südinsel bis zum Abel Tasman Nationalpark ganz im Norden nicht viel zu sehen. Das ist auch definitv der am dünnsten besiedelte Teil Neuseelands. Der häufige Regen und die Sandfliegenplage tragen sicher ihren Teil dazu bei. Hier gab's viel Wildnis, menschenleere Traumstrände, Einsamkeit...

... abgefahrene Radfahrer-Stunts...
... abgefahrene Mienenfahrzeuge...
... und BAM! - auf einmal kommen die "Pancake Rocks", die täglich eine Armada an Touristenbussen und Campervans anziehen. Leicht irritiert haben wir uns den Menschenmassen in der rauhen Kulisse angeschlossen. Hier demonstriert Mutternatur eindrucksvoll, dass sie der Chef ist. Hier dampft's, spritzt's, zischt's und donnert's wenn das tosende Meer auf die seltsam geschichteten "Pfannkuchenfelsen" klatscht. Naja, und das will halt anscheinend jeder sehen.

De Pfannakuacha Stoandln
Faszination Natur

Der Abel Tasman Nationalpark und dessen Umgebung sind bekannt für exzellente Kayaktouren, den Kiwianbau und exquisite Campingplätze. Wir kamen in den Genuss dieser drei Markenzeichen auf intensive Art und Weise. Los ging's mit einer Nacht auf einem echt abgefahrenen Campingsplatz: Das Management war in einem Gebäude untergebracht, welches zugleich Hotel, Bar und Altenheim war. Zum Klo musste man jedes Mal an den ca. 15 Senioren vorbei, die vor einem alten Röhrenfernseher gespannt X-Factor verfolgten. Personal, Anwohner und Inhaftierte (?) waren nicht immer leicht voneinander zu unterscheiden: Obwohl immer wieder Leute hinterm Tresen auftauchten fühlte sich keiner so richtig zuständig für den Laden. Naja, nach 10 Minuten warten hatten wir einen Stellplatz für einen unschlagbaren Preis. ;-) 

Die Kayaktour entlang der bezaubernden Küste am Nationalpark ging auf ruhigem Wasser los und endete nach ca. 6 Stunden Paddeln gegen die Strömung, aufkommenden Wind und heftigen Wellengang in einer Art Überlebenskampf. Auf dem letzten Stück, wo wir ein kleines Kap umrunden mussten, mussten wir alles geben um nicht gegen die Klippen geklascht zu werden.

Zu Beginn der Tour war die Stimmung noch gut. Auch wenn der Blick anderes vermuten lässt.
Zum Glück hatten wir einen Großteil der 3 Kilo Kiwis, die wir zuvor für ganze zwei Dollar (!) gekauft hatten, mit dabei und konnten uns nach der ganzen Anstrengung wieder stärken. Das gesamte Campingequipment hatten wir dabei und wir verbrachten die Nacht in einer einsamen Bucht. Da kam richtiges Robinson Crusoe Feeling auf. Man könnte fast sagen, dass sich dafür die ganzen strapazen gelohnt haben. Nach der Nacht mit offenem Zelt unterm Sternenhimmel ging's den Weg zu Fuß wieder zurück.

Darfs noch etwas Mett sein? Fleischfressende Aale bei Nelson
Und wieder mal zu viel Lippenstift und Haargel aufgetragen...
Und mit soviel Text konnte ich doch tatsächlich die Highlights unserer Abenteuer auf der Südinsel abschließen. Zu allem Überfluss ging's danach aber noch zurück auf die Nordinsel. Naja, und da haben wir auch nochmal so eiiiiiiiiiiniges erlebt... Wer musste denn Neuseeland auch so groß bauen!?

Marius

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen