Samstag, 9. November 2013

25) The bad weather and strong smell

Nach einer verregneten Nacht auf einer Waldlichtung ging's nach einem schnellen Frühstück zur mächtigen Karangahake Schlucht. Der Goldrausch vor gut hundert Jahren hat hier ein umfangreiches Tunnel- bzw. Minensystem hinterlassen (leider keine Goldnuggets..). Aber dafür gab's eine schöne Morgenwanderung, dunkle Schächte und Überbleibsel ausgefeilter Uralttechnik zu sehen.

Goldgräber hatten in Neuseeland prinzipiell einen schwarzweiß Teint, trugen aber farbige Mützen
Bei mittlerweile noch schlechterem Wetter trafen wir an der Küste in Tauranga ein. Der Plan war ursprünglich hier mit Delfinen schwimmen zu gehen. Bei Regen, 100 kmh Sturm und ca. 10 Grad Temperatur zahlt man aber eher ungern 160 Dollar, um bei Extremwellengang induziertem Dauerkotzen nach Flipper und Co. Ausschau zu halten - geschweige denn sich in die Fluten zu stürzen. Nach einem Müsliriegel an der Marina-Parade, die bei besagtem Wetter ihre volle Schönheit auch nicht ganz entfalten konnte fuhren wir daher einfach weiter Richtung Süden, auf der Suche nach Sonne.

Katha gets nuts (about the weather...)


Auch bei Regen ein Hingucker: Der "Stirb langsam" Bach!
Tatsächlich bekamen wir die gegen Spätnachmittag in der leicht tourismus-geprägten Stadt Rotorua noch zu sehen. Umgeben von zig schlummernden Vulkanen ist die Gegend thermal extrem aktiv: Überall dampft's und brodelt's und den eher unangenehmenen Schwefelgeruch hat man auch ständig in der Nase. Qualitätsmerkmal besserer Unterkünfte ist hier daher "Geruchsneutralität" bzw. möglichst weit vom Stadt- oder Geruchszentrum entfernt zu liegen. Ganz so schlimm ist es auch wieder nicht. Den Spaziergang durch den thermalen Stadtpark mit seinen brodelnden Schlammlöchern und dampfenden Seen konnten wir ohne Mundschutz durchziehen.

Hells kitchen
Wer hat hier gepupst?   


Wenn Riesen mit Murmeln spielen: Zorbing wurde (angeblich) hier in Neuseeland erfunden
Etwas ausserhalb der Stinkzone gibt's einen Naturpark wo man vor ca. 50 Jahren die kalifornischen Redwoods angepflanzt hat. Da man die Riesen eigentlich nur in den USA zu sehen bekommt war das natürlich sauber praktisch: Schnell mal 1000 Dollar für die Flugtickets gespart! Die Niagara Fälle und den Grand Canyon gibt's hier in Neudeutschland übrigens auch. ;-) Die beeindruckenden Bäume muss man einfach gern haben und umarmen - wenn man nur könnte! Eine Handballmannschaft könnte die Großen im Teamwork vielleicht schaffen.. Wie wohl erst die richtig alten und großen Originale in den Staaten aussehen?

Tree hugging
Mighty redwoods
Ein ganz normaler Waldspaziergang
Die Nacht verbrachten wir mangels Alternativen in der Zivilisation auf einem richtigen Holidaypark. Der Mangel an Abgeschiedenheit und Abenteuerfeeling beim Campen in der sonst üblichen Wildnis wurde hier durch den hauseigenen Whirlpool und die Waschmaschine wieder wett gemacht. Wohlduftend lösten wir uns am nächsten Tag Tickets für die offiziell meist besuchte Touri-Attraktion in Neuseeland: Das "Thermal Wonderland Wai-O-Tapo". Hier gibt's unter anderem den weltberühmten "Lady Knox Geysir". Schon tage davor hatten wir uns den Kopf darüber zerbrochen wie es kommen kann, dass der Geysir tagtäglich zur gleichen Uhrzeit ausbricht? Liegt's an der Erdrotation? Hat's was mit dem Stand der Sonne zu tun? Mondphasen? Als der Parkdirektor dann mit Mikro und einer Tüte voller Waschpulver vor dem noch unscheinbar dampfenden Geysir stand, war die Magie leicht verflogen. Naja, wenigstens verwendet man biologisch abbaubare Seife um den 150 Chinesen aus der ersten Reihe eine gehörige Dusche zu verpassen. Natürlich waren auch hier wieder Landsleute anzutreffen: Darunter ein sympatischer Radlfahrer mit dem ehrgeizigen Ziel Neuseeland zu durchqueren. Nachdem er bereits ein Jahr in den USA und Kanada auf dem Sattel verbracht hatte, versteht sich. Kein G'fühl ausser Hunger und Durst, der Bua (zumindest im Allerwertesten)!

Lady Knox Geysir. Nicht im Bild: Nasse Chinesen

Champagne Pools
Schwefelteich
Neuseeländische Reisfelder bzw. Micro-Schwefelterrassen
Alice im Thermal Wonderland
Viel Dampf, Schwefel und unglaubliche Farbspekatabl gab's auf dem anschließenden Rundweg im Thermal Wonderland  - diesmal ganz ohne Hilfsmittel. Das wahre Highlight der Gegend war allerdings etwas abseits und komplett kostenlos: Ein ganzer Thermal-Fluss mit dem bezaubernden Namen Kerosene-Creek! In genau richtiger Wohlfühltemperatur inklusive Massage-Wasserfall versteht sich! Da drückt man auch bei 10 Grad Aussentemperatur ein Auge zu und lässt die Hüllen fallen! Einziges Manko ist der anschließende Kerosin- bzw. Schwefelgeruch in der Badekleidung. Katha kann nach mittlerweile 6 Wochen noch ein Lied davon würgen.

Ein Mann - Ein Kerosinbach
Nicht weit entfernt von hier liegt die Ortschaft Taupo am gleichnamigen See. Lake Taupo ist Neuseeland's größter See und gleichzeitig dessen größte Bedrohung: Der See hat die Größe Singapurs und stellt den Krater eines schlummernden Vulkans dar - erneuter Ausbruch längst überfällig! Die Ausmaße wären unvorstellbar... Übrigens ist die Bevölkerung Singapur's mit über 5 Mio deutlich größer als die Neudeutschlands (ca. 4 Mio), würde aber dennoch komplett in diesen winzigen Flecken auf Neuseeland's Landkarte passen. Ein irrwitziger Vergleich... Wie würd's wohl aussehen wenn man alle 36 Mio Schafe aus Neuseeland in Singapur parken würde? ;-)

Korrekt eingeparkt
Nicht weit von Taupo befinden sich Neuseeland's mächtigste Wasserfälle. Die Huka Falls beeindrucken weniger mit der Fallhöhe als mit ihrem gewaltigen Volumen und dem schönen Türkis. Bei all dem Wasser hatten wir natürlich wieder Lust auf baden bekommen, so waren die nahegelegenen natürlichen Whirlpools genau richtig. Mit ca. 40 Grad fast schon etwas zu heiß aber ansonsten einfach nur genial: Das Becken für uns allein, ein kleiner Wasserfall, umringt von Grün und das ganze umsonst! Bob Ross hätte diese Idylle nicht besser zeichnen können. Nur der Schwefelgeruch in unseren Badetextilien und an uns selbst war danach nicht grade besser...


Das war womöglich auch der Grund dafür, dass mich am Morgen danach der freilaufende Hahn unseres Campingnachbarn beglücken wollte? Noch halbschlafend bei der Morgentoilette hatte er sich leise von hinten angeschlichen und wollte sich dann an meinem Bein zu schaffen machen... naja, vielleicht war er ja auch einfach in einer sexuellen Erkundungsphase. Vielleicht zieht er später das eine oder andere Huhn dem menschlichen Bein ja noch vor. Unser sichtlich erheiterter Nachbar meinte nur, dass er noch recht jung sei und es grade "mating season" wäre. Hoffentlich fallen mir demnächst keine Eier aus den Wadeln...
Wer wird wohl sein nächstes Opfer?
Schnurstracks ging's danach in die Küstenstadt Napier. Mit den unzähligen Art Deco Gebäuden (inklusive einer Kathedrale) kommt man sich vor wie in Miami Beach. Im National Aquarium of New Zealand fand Katha hier auch noch ihren neuen Traumjob: Rochen- und Haifütterungstaucher. Man hätte sie auch zur Aufnahmeprüfung zugelassen, wäre da nicht erhebliche Mengen Schwefel in ihrer Badekleidung festgestellt worden... Weiterhin arbeitslos ging's daher erstmal weiter Richtung Wellington!

Katha's Traumjob


Bis dann,
Marius

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